Übersicht PET Empfehlungen aus HTAs und Mitteilungen medizinischer Fachgesellschaften Stand 2015
Die folgende Tabelle basiert auf einer Ausarbeitung des Luwig-Boltzmann Instituts (LBI), die dort im Bereich Health Technology Assessment am 12. Januar 2015 veröffentlicht wurde1
Die Tabelle gibt einen groben Überblick über Einschätzungen anhand verschiedener, vorwiegend deutsch- und englischsprachiger HTA-Berichte und Empfehlungen von Fachgesellschaften zu PET-Indikationen und zu Nicht-Indikationen; für Zwecke des damaligen MDK wurden zum Zeitpunkt der Datenübernahme im Oktober 2015 auch Empfehlungen deutscher Leitlinien eingearbeitet, was teilweise zu Abweichungen von der ursprünglichen Bewertung des LBI führte, da die deutschen AWMF-Leitlinien nicht immer mit den Leitlinien der österreichischen Fachgesellschaften übereinstimm(t)en. Die solchermaßen “auf deutsche Verhältnisse angepassten” Aussagen für den damaligen Sachstand wurden in der Tabelle teilweise mit Fußnoten und Links zu der jeweiligen deutschen Leitlinie versehen (Oder, im Fall der Hodentumore: Leitlinie der Europäischen Urologen; im Fall des Uterus- und Peniskarzinoms: Evidenzbewertung des britischen Royal College of Physicians and Royal College of Radiologists).
Die Tabelle hat heute nur noch historischen Wert; sie zeigt die Entwicklung sowohl der bewerteten Technologie und ihres Einsatzes in der Medizin, aber auch der Evidenz (einschließlich der, aus der Versorgungsrealität generierten Evidenz) im Vergleich zur heutigen Situation.
Krebsart | HTA | HTA | Fach- | gesellschaft |
Krebsart | Anmerkung | Empfehlung | Anmerkung | Empfehlung |
Blase | wenig/unklare Evidenz | nein | keine Empfehlung in Deutschland; | In England (NICE) Empfehlung bei muskel-invasivem Wachstum2. |
Bronchial | gewisse Evidenz zu Re-/Staging | mit Einschränkung | verschiedene Teil-Indikationen, wenig kontrovers | mit Einschränkung |
Hirntumore (spez. Gliome) | keine Aussage wegen geringer Evidenz | nein | kontroverse Empfehlungen bei Gliomen | mit Einschränkung |
Hodentumore | unklare Evidenz | nein | bedingte Empfehlung | mit Einschränkung3 |
Kolorektale Karzinome | gewisse Evidenz zu Staging / Rezidiv | mit Einschränkung | Fernmetastasen / Restaging / Therapie-Kontrolle, wenig kontrovers | mit Einschränkung |
Kopf-/Hals-Tumore | gewisse Evidenz zu Re-/Staging + Schilddrüse | mit Einschränkung | CUP, Schilddrüse, kontrovers bei anderen Karzinomen | mit Einschränkung |
Leberkarzinom | zu wenig Evidenz | nein | mit großen Einschränkungen | mit Einschränkungen4 |
Lymphome5 | mit Einschränkungen | mit Einschränkungen | ||
Magenkarzinom | zu wenig Evidenz | nein | keine Empfehlung | nein |
Mamma | inkonklusive Evidenz | nein | keine Empfehlung, aber: ev. Rezidiv-Diagnostik! | mit großen Einschränkungen6 |
Melanom | mit Einschränkungen | mit Einschränkungen | ||
Nierenkarzinom | zu wenig Evidenz | nein | keine Empfehlungen | nein |
Ösophagus | keine Aussage wegen geringer Evidenz | nein | nur als weiterführende Diagnostik, kontrovers | mit Einschränkung |
Ovarialkarzinom | zu wenig/unklare Evidenz | nein | bedingte Empfehlung | mit Einschränkung (im Rezidiv „eher ja“7) |
Pankreas | inkonklusive Evidenz, ev. Differential-Diagnostik | mit Einschränkung | kontroverse Empfehlung | mit Einschränkung |
Para-neoplastisches neurologisches Syndrom (PNS) | zu wenig Evidenz | nein | nicht beschrieben | nein |
Peniskarzinom | nicht indiziert | nein | nicht indiziert | Keine Empfehlung in Deutschland; in UK mit Einschränkungen8 |
Prostata | nicht indiziert | nein | keine Empfehlung | nein |
Skelett- und Weichteiltumore (+GIST) | keine abschließende Aussage möglich | nein | biologische Aggressivität vor Operation, bei GIST | mit Einschränkungen |
Uteruskarzinom | zu wenig Evidenz | nein | keine Empfehlung | in Deutschland: eher nein; in UK mit Einschränkungen9 |
Zervixkarzinom | gewisse Evidenz zu Staging/Rezidiv | mit Einschränkung | keine Empfehlung, ev. wenn Ca. lokal fortgeschritten | mit Einschränkung (Rezidiv10) |
Nicht-Onkologische Indikationen | ||||
Demenz-Diagnostik | keine abschließende Aussage möglich | nein | bedingte Empfehlungen | mit Einschränkungen11 |
FuO (Fieber unbekannter Ursache; “fever of unknown origin”) | keine zuverlässige Evidenz | nein | in Einzelfällen | Keine Empfehlungen in Deutschland; in UK mit Einschränkungen (Wenn alle andere Methoden versagt haben!)12 |
Fußnoten:
1. Wild, C., Patera, N., Küllinger, R. und Narath, M. (2015): PET/PET-CT Evidenz zum Bedarf und Planung (bei onkologischen Indikationen). HTA-Projektbericht 77. LBI-Publikationen 2015.
2. NICE guidelines NG2: Bladder cancer: diagnosis and Management. Published date: February 2015: “Consider fluorodeoxyglucose positron emission tomography (FDG PET)-CT for people with muscle-invasive bladder cancer or high-risk non-muscle-invasive bladder cancer before radical treatment if there are indeterminate findings on CT or MRI, or a high risk of metastatic disease.”
3. Albers P, Albrecht W, Algaba F, Bokemeyer C, Cohn-Cedermark G, Fizazi K, Horwich A, Laguna MP, Nicolai N, Oldenburg J. Guidelines on Testicular Cancer: 2015 Update.Eur Urol. 2015 Aug 18. pii: S0302-2838(15)00703-4. doi: 10.1016/j.eururo.2015.07.044. [Epub ahead of print]PMID:26297604.
Zitat aus der Leitlinie:
“FDG-PET is not recommended in the restaging of patients with NSGCTs after chemotherapy.“
4. Leitlinienprogramm Onkologie. (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Deutsche Krebsgesellschaft und Deutsche Krebshilfe, AWMF) S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des hepatozellulären Karzinoms, Langversion 1.0, AWMF Registrierungsnummer: 032-053OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html.
“Initiale Daten geben Hinweise, dass die PET-CT in der Rezidivdiagnostik und der extrahepatischen Ausbreitungsdiagnostik bei entdifferenzierten Tumoren mit signifikant erhöhten AFP-Werten hilfreich sein kann, jedoch keinen Standard darstellt.“
5. Siehe auch PET bei Mantelzell-Lymphom, T-Zell-Lymphome
6. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Deutsche Krebsgesellschaft und Deutsche Krebshilfe, AWMF) S3-Leitlinie Mammakarzinom der Frau: Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Langversion 1.1, 2013, AWMF-Registernummer: 032 – 045OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html, (Stand: 02.07.2012)
7. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF). S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren. Langversion 1.1, 2013, AWMF-Registernummer: 032/035OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html, [Stand: 30.06.2013]
8. Royal College of Physicians and Royal College of Radiologists. Evidence-based indications for the use of PET-CT in the United Kingdom 2013. London: Royal College of Physicians and Royal College of Radiologists, London: RCP, RCR, 2013.
Keine AWMF-Leitlinie vorhanden.
9. Royal College of Physicians and Royal College of Radiologists. Evidence-based indications for the use of PET-CT in the United Kingdom 2013. London: Royal College of Physicians and Royal College of Radiologists, London: RCP, RCR, 2013.
AWMF-Leitlinie „Endometriumkarzinom“ ist abgelaufen; eine neue Version im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft ist geplant.
10. Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie Zervixkarzinom. September 2014 „In der Rezidivsituation, bei Symptomatik oder bei Verdacht auf Metastasen können die bildgebenden Verfahren wie vaginaler Ultraschall, CT-Becken/Abdomen, CT-Thorax, MRT-Becken oder evtl. das PET beziehungsweise PET-CT in individuellen Einzelfällen zum Einsatz kommen.“
11. S3-Leitlinie Demenzen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. mit Stand vom 1. November 2009:
“FDG-PET und HMPAO-SPECT können bei Unsicherheit in der Differenzialdiagnostik von Demenzen (AD, FTD, VD) zur Klärung beitragen. Ein regelhafter Einsatz in der Diagnostik wird nicht empfohlen.“
12. Royal College of Physicians and Royal College of Radiologists. Evidence-based indications for the use of PET-CT in the United Kingdom 2013. London: Royal College of Physicians and Royal College of Radiologists, London: RCP, RCR, 2013.
„To identify the cause of a FuO where conventional investigations have not revealed a source.”
„Evaluation of vascular graft infection”
„Detection of focal site of infection in immunocompromised patients”.
Siehe:
PET/PET-CT Evidenz zum Bedarf und Planung (bei onkologischen Indikationen). HTA-Projektbericht des Ludwig-Boltzmann-Institutes
und
Siehe auch:
G-BA-Beschlüsse zur Richtlinie Methoden vertragsärztliche Versorgung
Stand dieser Information: Okt. 2015.