Wachstumsstörungen

ICD10: E34.3 Kleinwuchs, anderenorts nicht klassifiziert

Von einem Kleinwuchs spricht man, wenn sich die Zielgröße des Patienten unterhalb der 2-fachen altersgemäßen Standardabweichung bzw. unterhalb der 3. Perzentile der Wachstumsverlaufskurven befindet. Diese Diagnose bedeutet aber nicht automatisch, dass eine krankhafte Wachstumsstörung vorliegt.

Die häufigste Ursache eines Kleinwuchses sind der familiäre Kleinwuchs und die konstitutionelle Entwicklungsverzögerung mit Kleinwuchs.

Eine weitere, zahlenmäßig relevante, aber nur selten in Arztbriefen genannte Ursache eines Kleinwuchses kann eine psychosoziale Deprivation sein. Betroffene Kinder zeigen neben psychischen und Verhaltensauffälligkeiten auch eine Reduktion der Wachstumshormonausschüttung und weiterer Hormone (ACTH, TSH und der Gonadotropine); bei einem Milieuwechsel (z.B. Adoption, Pflegeeltern) können sie jedoch im Wachstum stark aufholen und in normale Perzentile wechseln.

Bei einigen genetisch bedingten Syndromen ist Kleinwuchs das zentrale Symptom; hierzu gehören das Ullrich-Turner-Syndrom, das Noonan-Syndrom, das Silver- Russel-Syndrom, die SHOX Mutationen, das Leri-Weill- Syndrom sowie das mit Adipositas einhergehende Prader-Willi- Syndrom.

Einen Überblick über Publikationen zu medizinischen Fakten kann man auf den Webseiten des Deutschen Zentrums für Wachstum, Entwicklung und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter (DeuZ-WEG) bekommen.

Ein lesenswerter Artikel in der Wochenzeitschrift “Die Zeit” beschreibt Zusammenhänge zwischen Körpergröße und Wohlstand:

Auxologie: Größe zählt.

Wikipedia-Artikel zu Auxologie auf deutsch und englisch.

Medizinische Dissertation zur Nutzung eines elektronischen Auxologie-Programms an der Kinderklinik Heidelberg (2013).

Human Biology and Public Health – Zeitschrift der Auxological Society (formerly Deutsche Gesellschaft für Auxologie e.V.)

Kritische Analysen der Studienlage zu Arzneitherapien:

Cochrane-Review zur Anwendung von Wachstumshormonen bei Kindern mit unklarem Minderwuchs

Eine Wachstumshormon-Therapie kann das kurzfristige Wachstum steigern und die endgültige Körpergröße leicht erhöhen. Der Zuwachs an Körpergröße führt nicht dazu, dass die behandelten Personen im Vergleich zu Gleichaltrigen mit normaler Statur vergleichbar groß werden. Es bestehen auch offene Fragen zu Langzeiteffekten und Kosten.

Cochrane-Review zur Anwendung von Aromatasehemmern bei Kleinwuchs:

Kern-Probleme der derzeitigen Datenlage:
45% der Jungen, die vor Eintritt der Pubertät behandelt worden waren, zeigte in Kontrolluntersuchungen Auffälligkeiten der Wirbelsäule.
Die erreichten Endgrößen wurden in keiner Studie berichtet.
Die meisten Studien waren klein und von der Teilnehmerzahl her in der Aussagefähigkeit limitiert.

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