Externe pulssynchrone Gegenpulsation (Enhanced External Counterpulsation – EECP)

Beschreibung / Funktionsprinzip / Hintergrund

Das Verfahren der externen Gegenpulsation (ECP) beruht auf der Erzeugung von Blutdruck-Pulswellen bestimmter Stärke als wirksamer Therapiefaktor.

Für die Methode wird eine komplexe apparative Vorrichtung eingesetzt:
Benötigt werden typischerweise eine Behandlungsliege, ein Satz von Druckmanschetten und eine Steuerkonsole. Über die Steuerkonsole wird die pneumatische Füllung und Entlüftung der Druck-Manschetten geregelt. Die aufblasbaren Druckmanschetten werden in Hohe der Waden, der unteren und oberen Schenkel und / oder in Gesäßhöhe angebracht. Sie werden während der diastolischen Phase des Herzzyklus, ausgehend von den Knöcheln, proximal aufsteigend schnell und sequentiell aufgeblasen.
Über eng zeitlich mit dem Herzzyklus koordinierten Druckpulse soll sowohl der arterielle retrograder Blutfluss zum Herzen als auch der Blutfluss in den Koronararterien zu einem Zeitpunkt erhöht werden, in dem der Widerstand gegen die koronare Durchblutung niedrig ist.

Gleichzeitig soll das Volumen des venösen Blutes auf der rechten Seite des Herzens erhöht und somit eine verbesserte Füllung der Herzkammer zum Beginn der Systole (Ausstoßungsphase) erreicht werden.
Der Effekt dieser Gegenpulsation soll somit in einer Umverteilung des Blutvolumens und einer Beschleunigung des Blutstromes analog einer körperlichen Trainingseinheit führen – ohne jedoch die Herzfrequenz ansteigen zu lassen.

Eine Illustration der Methode findet sich im Wikiversity Journal of Medicine. DOI:10.15347/wjm/2014.010. ISSN 20018762.

Die EECP kann als Vorläufer der so genannten “Herzhose-Therapie” angesehen werden.

Indikation

Kreislaufunterstützung und Verbesserung der Koronardurchblutung bei stabiler und instabiler Angina pectoris, akutem Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz und Kardiogenem Schock lt. Anbieter; Refraktäre Angina und LV-Dysfunktion mit EF< 35%.
Als Hauptindikation wird die medikamentös nicht ausreichend zu lindernde Angina pectoris gesehen, soweit keine Indikation zu Bypass-Op oder Koronardilatation besteht. Die “retrograde Pulswelle” trage zu einer verbesserten Durchblutung von Herz, Niere und ZNS bei.
Sekundär z.B.: Zentralarterienverschluss, Retina-Ischämie.

Kontraindikationen

Folgende Kontraindikationen werden vom Hersteller angeführt:

  • Aorteninsuffizienz oder Aortenstenose (schwer)
  • Tiefe Venenthrombose
  • Schwangerschaft
  • Bluthochdruck
  • ausgeprägte pAVK
  • Apoplex

Bewertung der allgemeinen Evidenz

Randomisierte kontrollierte Studien oder systematische Evidenzberwertungen liegen nicht vor.

Es gibt Fallberichte und Arbeiten zu methodische und pathophysiologischen Überlegungen. Eine narrative Übersichtsarbeit mit dem Titel “Enhanced External Counterpulsation and Future Directions” wurde 2007 publiziert.

Ein systematischer Review wurde 2009 von dem renommierten Center for Research an Dissemination des britischen Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) publiziert1. Dieser kommt zu dem Schluss, dass die vorhandene Evidenz für eine Beurteilung der Methode noch nicht ausreiche. Die Reviewer konnten lediglich eine einzige randomisierte kontrollierte Studie finden; andere “kontrollierte” Studien wiesen schwere Mängel auf bzw. ware nicht auf den Nachweis der Überlegenheit der Methode im vergleich zu anderen Thertapieverfahren angelegt.

Link zur Recherche in der Medline-Datenbank nach vergleichenden Studien zur EECP

Die derzeit in der Medline aufzufindenden Studien sind insgesamt methodisch schwach und aufgrund des Studien-Designs nicht geeignet, den Nutzen der Methode zweifelsfrei zu belegen. Hinweise darauf, dass weitere Forschung sinnvoll ist, lassen sich jedoch aus dem publizierten Forschungsstand ableiten.

Geräte-Hersteller

Vasomedical Incorporation, Westbury, New York, USA.
Die Behandlung ist stark verbreitet in den USA und Großbritannien, wird intensiv beworben von der Herstellerfirma und Anbietern, auch mit Artikeln wie: “Vibrierende Hosen zur Behandlung von Angina pectoris: Enhanced External Counterpulsation verbessert Blutfluss

Legalstatus

Externe Gegenpulsationsgeräte (ECP oder EECP-Geräte) wurden 1979 von der amerikanischen Zulassungsbehörde als Medizinprodukte der Risikoklasse III eingestuft; diese Einstufung gilt in den USA bis heute.

In Europa bzw. Deutschland ist das Vasomedical-Produkt CE-zertifiziert. Die EECP darf laut Info-Material nur in der ärztlichen Praxis unter der Aufsicht eines Arztes (Kardiologen) erbracht werden.

Die Methode ist nicht im EBM abgebildet. Im ambulanten vertragsärztlichen Bereich kann die Methode somit nicht als Sachleistung der GKV erbracht werden.

Eine Bewertung durch den G-BA fand bislang nicht statt; es wurde auch kein Antrag zu der Methode von einem berechtigten G-BA-Mitglied gestellt.

Ob Patienten auf Alternativen verwiesen werden können, kann im Einzelfall unter Berücksichtigung der grundsätzlichen Kriterien der sozialen Krankenversicherung und auch unter Rückgriff auf die Rechtsprechung des BSG geprüft werden.

Vom BSG war beispielsweise in einem Urteil formuliert worden, dass bezüglich einer Therapie, die noch nicht im Sachleistungssystem der GKV aufgenommen wurde, mindestens “eine auf Indizien gestützte, nicht ganz fern liegende Aussicht auf Heilung oder wenigstens auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf … gerade im Hinblick auf die konkreten Verhältnisse…” bestehen muss (BSG-Beschluss vom 02.09.2014; Az: B 1 KR 4/13 R – Kuba-Therapie).

Hilfreich für eine Beurteilung kann auch ein Vergleich mit anderen Methoden sein, die bereits als Sachleistungen möglich sind. Das BSG formulierte dazu in seinem Beschluss vom 02.09.2014 Az: B 1 KR 4/13 R:

…Soweit danach eine solche Behandlungsmethode in Betracht kommt, ist zu prüfen, ob bei Anlegen des gleichen Wahrscheinlichkeitsmaßstabes auch andere (anerkannte) Methoden diesen Anforderungen genügen.
Ist dem so, sind diese Methoden untereinander hinsichtlich Eignung, Erforderlichkeit und Wirtschaftlichkeit zu vergleichen ……

Quellen

Siehe auch:

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